Frankfurter Tatort im Gallus – Episode 2

von Mo

Heute ging der Tatort weiter. Bin abends auf der Parkplatzsuche wieder fast in Herrn Król gefahren, als er sich aus seinem warmen Wohnwagen ans Set begeben hat. Die beiden Hauptdarsteller haben eigens eine Dienerin, welche ihnen den Mantel bzw. die blaue Fleecejacke reicht, sobald es frisch wird. Soll ja keiner behaupten, der HR hätte kein Geld.

So ein Filmset besteht aus vielen rätselhaften Dingen, die dem Amateur komisch vorkommen. Ich wüsste z.B. gern, warum sie mit einem Scheinwerfer auf einem Kran in die Wohnung des Nachbarhauses gestrahlt haben.

Oder warum sie meinen Hinterhof mit Flutlicht erhellen… ist vielleicht eine Tagszene, die abends gedreht wird. Bis 2 Uhr nachts durfte ich im Licht der Suchscheinwerfer schlafen – so muss sich ein Bomberpilot beim Anflug auf Frankfurt gefühlt haben. Merkwürdig nur, warum die Szene mit dem ankommenden Auto dann im Dunklen spielt. Während der 45 Minuten, die ich mich zum Gucken dazugestellt hatte, haben sie immerhin einen Probedurchgang und 6 Klappen (Wiederholungen) der Ankomm-Szene gedreht.

Frau Kunzendorf fährt schon einen scharfen Zahn, davon können die Felgen und der Bordsteinrand ein Lied singen. Der Regisseur war trotzdem nie zufrieden, immer kommt ihm was dazwischen: Fußgänger tauchen auf („…Alder, is wohl Kino, hä?!“), Autos wollen durch, Herr Król läuft zu schnell, Herr Król läuft zu langsam, der Ton läuft nicht… Schließlich ist die Szene dann im Kasten.

Wenn man das so betrachtet, dann sind Schauspieler wirklich nicht zu beneiden. Die meiste Zeit müssen sie auf irgendwas oder irgendjemanden warten. Dann ein paar Sekunden Einsatz, zwei bis drei Sätze aufsagen und schon ist wieder Kaffeepause. Die gesamte Szene dauerte vielleicht 30 Sekunden: Auto parken, aussteigen, an Tür klingeln, aufsagen „Hier ist nochmal die Kripo wir hätten da noch ein paar Fragen dürfen wir reinkommen“. Feddich.

Zwei Tage später, am Samstag, ist mir Herr Król dann schon wieder begegnet und beinahe ins Fahrrad gelaufen. Da war er aber privat und undercover unterwegs beim Shopping auf der Zeil. Mit grauem Stoppelbart und langem Mantel, hab ihn aber trotzdem erkannt. Zwischen uns muss ein unsichtbares Band bestehen, soviel ist sicher. Herr Król, fühlen Sie das auch?

Also dann: Klappe, und… BITTE!

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