Indisch Kochen in der Genussakademie

von Mo

Die Genussakademie in Frankfurt bietet viele Kurse rund um’s Kulinarische an. Vorletztes Jahr hatte ich einen Kurs von Ralf Bos besucht, in dem es rund um Trüffel ging. Leider haben wir Teilnehmer nicht selbst gekocht, sondern wurden von Profis bekocht. Dazu gab es reichlich Theorie und Geschichten von Herrn Bos, was sehr informativ war und das Essen später war dann auch sehr lecker.

 

Durch Zufall hatte ich jetzt entdeckt, dass die Genussakademie auch indische Kochkurse anbietet, und zwar mit „richtigem“ Kochen. Ursprünglich hatte ich gegoogelt, ob es sowas wie Feinschmecker-Touren durch Bombay gibt. Auf diesem Weg bin ich über Anjana Schmidt gestolpert, die nicht nur Kochkurse in der Genussakademie gibt, sondern auch selbst Gourmet-Reisen in Indien veranstaltet. Sie hat mich freundlicherweise mit reichlich Infos versorgt, wo man in Bombay hingehen sollte, um leckere Dinge zu essen. Siehe meine Artikel aus Bombay.

Zurück in Frankfurt habe ich also spontan den nächsten freien Kurs gebucht. Am Sonntag ging es schon gleich los in der „Fressgass“, wo die Genussakademie residiert. Passender Ort, irgendwie.

Nach einer Begrüßung mit Apéritif haben wir 13 Teilnehmer uns die Schürzen umgebunden und ran ging es ans Masala! Anjana hat zunächst die einzelnen Gänge des Menüs erklärt und gezeigt, wie die Zubereitung zu erfolgen hat. Danach waren wir dran. Durch die super Vorbereitung lagen alle Zutaten schon in Reichweite auf den Tischen und wir konnten uns auf das Schnibbeln, Marinieren und Braten konzentrieren. Zwischendurch ist auch genug Zeit, den anderen Teilnehmern mal über die Schulter zu gucken.

In meiner Gruppe („Vorspeise“ – Tandoori Spieße mit Minzsauce) war eine junge Dame von vielleicht Mitte dreißig, die sich überraschenderweise nicht als Studentin sondern als Richterin entpuppt hat. Sie kümmert sich um den Bereich der Straftäter mit elektronischer Fußfessel in Hessen. Nachdem ich mir beim Zwiebelhacken die Bemerkung erlaubte, dass es prima ist, nachgucken zu können wo sich so ein Straftäter gerade aufhält, bekam ich erstmal eine Lektion in Gesetzestreue. Nein, es wäre nicht möglich und schon gar nicht „legal“, immer zu wissen wo sich ein Fußfesselträger gerade aufhält. Das wisse nur der Computer und der gibt dann auch Alarm, falls nötig. Da ich selbst in der Software-Branche arbeite, habe ich ihr meine Skepsis mitgeteilt, und ob es nicht besser wäre, jemand Lebendiges vor den Ortungs-Schirm zu setzen, der solche Menschen überwacht. Aber zwecklos, als Juristin stellt sie keine Gesetze in Frage sondern sorgt für ihre Einhaltung… aber dennoch schade, dass sie nicht über den Tellerrand guckt. Denn man darf doch wohl auch als Richter eine eigene – private – Meinung haben.

Später dann („Nachspeise“ – Mango-Mousse mit Sahne) bin ich zu dem Schluss gelangt, dass ich dieser jungen Richterin wirklich nicht als Angeklagter gegenüberstehen möchte. Davon mal abgesehen, dass ich generell keinem Richter gegenüberstehen möchte. Falls doch, dann aber bitte jemand mit mehr Lebenserfahrung, dem ich das Konservativ-Sein auch abkaufe. Oder warte mal, ist das nicht überhaupt Grundvorraussetzung, um Richter zu sein? Werden die konservativen Menschen von diesem Job  nicht wie magisch angezogen? Und dieses Volk hebt oder senkt schließlich den Daumen über uns, na Danke.

Am Ende war das Menü jedenfalls gegessen, allen hat es geschmeckt und wer wollte, konnte sich sogar noch ein paar Reste einpacken (der gelbe Reis mit den gerösteten Nüssen war grandios!). Nach einem Espresso ging ich erstmal ans Mainufer runter, zum Relaxen in der Sonne. Und zum Nachdenken, warum es eigentlich keinen Psychotest für Richter gibt.

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