Eine Reise durch die Welt der Liköre von Madeira

von Mo

Unter „Madeira“ versteht der Deutsche den preiswerten Likörwein für die „Gute Sauce“. Es gibt ihn aber auch in wirklich „Gut“ und es gibt auch noch andere Liköre, die es sich lohnt auszuprobieren. Oder eben auch nicht.

Madeira, der König der Likörweine

Rund um den hier auf der Insel besonders guten Likörwein habe ich bereits vor einigen Jahren einen Artikel geschrieben, siehe hier, ich habe ihn upgedated und dem ist nicht viel hinzuzufügen. Dieser Likörwein ist in seiner Qualität nicht zu vergleichen mit den in Deutschland erhältlichen flachen und geschmacksneutralen Süß- und Portweinen, die unter dem Namen „Madeira“ verkauft werden. Wenn vor Ort, dann bitte hier kaufen! Jetzt aber zu den anderen Likören der Insel.

Poncha da Madeira

Poncha gibt es frisch zubereitet in den meisten Bars der Insel. Dabei handelt es sich um ein knallgelbes Mixgetränk aus Rum (Aguardente, siehe den Artikel zur Rumbrennerei in Calheta), Honig und meistens noch einem Saft, z.B. Orange oder Maracuja. Es ist eigentlich schon ein vollständiger Cocktail und deswegen wird er auch gebührend zelebriert. Clevere Marketingstrategen haben sich dafür ein höchst überflüssiges Utensil ausgedacht, mit dessen Hilfe der Drink umgerührt und auch serviert wird, den sogenannten „Mexelote“ oder „Caralhinho“ („little cock“, manchmal wird das Ende des Stabs entsprechend einer Penis-Eichel gedrechselt… ich war noch in keinem Land, das nicht irgendein Urlaubsmitbringsel in Penisform hatte).

Es wird behauptet, dieser überdimensionale Holzstab wäre der Vorläufer des Rühr- und Press-Stabs der Brasilianer für ihren Caipirinha. Aber manche sagen auch, ich hätte auf meinen Reisen durch die Welt zu viel getrunken und alles wäre nur ausgedacht… Diesen Drink lässt man sich besser frisch servieren und am allerbesten nur hier auf Madeira, wo er herkommt. Denn fertig abgefüllt ist er nur noch ein Schatten seiner selbst. Er ist sozusagen ein endemischer Likör, der vor Ort genossen werden sollte.

Licor Anona

Die Anona (bei uns „Annona“) ist eine tropische Frucht mit wahnsinnig vielen Unterarten, die es nie so richtig nach Europa geschafft hat. Zum ersten Mal habe ich sie 2009 in der Karibik probiert und war nur mäßig begeistert. Zwar gibt es sie hin und wieder in den Feinschmeckerabteilungen unserer Supermärkte, dann aber meist als „Cherimoya“. Leider ist sie sehr empfindlich und oft noch nicht reif, wenn sie zum Kauf angeboten wird. Und dass sie verrückt teuer ist, braucht man kaum noch zu erwähnen. Für den deutschen Gaumen ist sie zudem noch ungewöhnlich friemelig zu essen, denn sie enthält vor allem Kerne. Die kann man ablutschen, um an das weiche, süße Fruchtfleisch zu gelangen. Oder man isst den Teil zwischen Schale und den Kernen. Der ist fester und schmeckt leicht chemisch, aber doch recht delikat.

Um die Kurve zum „Anona Licor“ zu kriegen… es gibt eigentlich keine. Der Likör schmeckt in erster Linie süß, vom charakteristischen Geschmack der Frucht ist nicht viel übrig geblieben. Die Engländer nennen das Ding übrigens „Custard bzw. Sugar Apple“, was so viel wie „Milch-Ei bzw. Zucker Apfel“ heißt. Das Wort custard ist leider blöd zu übersetzen. In Asien wird dagegen meist „Soursop“ gesagt und den Saft kann man im Trinkpäckchen kaufen. Wenn man kräftig das Fruchtfleisch auspresst, kann man also verstehen, woher der Name stammt. Die Kerne sollte man dabei nicht zu doll pressen, denn sie enthalten Neurotoxine und können eine Parkinson-artige Nervenkrankheit auslösen. Wer braucht da noch den tödlichen Kugelfisch, ich bleibe lieber beim Obst!

Ginja Licor

Ginja ist ein Kirschlikör (nicht zu verwechseln mit Ganja, ganz andere Ecke der Karibik). Hier könnte ich eigentlich aufhören, weiter zu texten, denn was soll man noch über Kirschlikör schreiben? Vielleicht, dass er mir erstmals in Lissabon über den Weg gelaufen ist, denn von dort stammt er. Das Getränk wird er in einigen Trinkhallen, so will ich die kleinen Läden bzw. Bars einmal nennen, den Gästen angeboten. Zum Beispiel hier im „Ginjinha Sem Rival“ in der Altstadt. Man kommt vorbei auf ein Bier und einen Ginja. Mir persönlich ist er zu süß und zu wenig kirschig. Das haben die Kroaten besser drauf mit ihrem Maraschino-Likör. Wer in Zadar vorbei kommt, sollte ihn von da gleich mitnehmen, besser geht nicht. Und dort in der Gegend wachsen tatsächlich noch die zum Likör gehörigen Bäume. Auf Madeira fielen mir nur Bananenplantagen und Weinberge auf. Aber was weiß ich schon, vielleicht blühen im Inneren der Insel auf der Hochebene die üppigsten Kirschbäume. Und das zweimal im Jahr, bei dem Klima. Bananenlikör gibt es übrigens auch zu kaufen, aber ich habe dankend darauf verzichtet.

Fazit

Alles in allem sind diese Liköre prima Mitbringsel, die sich noch gerade so im Gepäck verstauen lassen. Zur Not tun es auch die kleinen Probierfläschchen. Soll sich zu Hause mal jeder selbst ein Bild machen. Ich würde jedoch lieber empfehlen, die maximal erlaubte Menge an importierbarem Alkohol direkt in Madeira Wein zu investieren. Auch das ist ein prima Mitbringsel und vor allem stimmt hier die Qualität!

Aguardente bzw. Rum ist kein Likör, zum Bericht der Rumbrennerei geht es hier lang!

Ab in den Einkaufswagen

Aguardente als Basis für Fruchtcocktails ist ein Muss. Zur Cherimoya bzw. dem Custard Apple habe ich leider keinen Likör gefunden, aber dafür Samen zum selber Züchten. Ginja ist ein Klassiker.

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