Mit dem Rad am Main entlang – Tipps und Tricks

von Mo

Welche Strecke ist die beste, wo findet man geplant oder ungeplant eine Unterkunft und lohnen sich Abstecher in die Wälder der Umgebung? Der Dippegucker hat’s ausprobiert.

In bestem Business-Sprech würde man sagen: „Best Practice“ zum Mainradwanderweg. Aber nicht jeder ist den Anglizismen zugeneigt und daher nenne ich es einfach „Tipps und Tricks“ zum Fahrradfahren entlang des Mains. Als jemand, der den größten Teil seines Lebens im Rhein-Main-Gebiet verbracht hat (und der 30 Jahre lang keine Radtouren unternommen hat) fühle ich mich nun berufen, ein paar Weisheiten loszuwerden.

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Wo soll’s denn langgehen?

Der Main ist in etwa so pippi-einfach zu Beradeln wie die Weser oder der Rhein. Nur muss man sich halt entscheiden: mit dem Strom oder dagegen? Vom Prinzip her ist es wurscht, das Gefälle ist minimal. Entscheidend ist eher, ob man am Anreisetag kurz fahren möchte oder eher lang. Für mich als Mainzer heißt das: entweder ich fange ganz vorne an der Mainspitze an und nehme am Ende die Bahn zurück, beispielsweise von Würzburg. Oder ich fahre erst nach Würzburg mit der Bahn und radele dann ein paar Tage entspannt zurück nach Hause. Die Verbindung ist immer recht gut, und falls plötzlich jemanden am Main das Heimweh plagt, dann kann er locker den nächsten Bahnhof ansteuern und ist in Nullkommanix zurück in der Zivilisation.

Ein- und aussteigen kann man am Main also überall. Für mich als Hesse bzw. mittlerweile Rheinlandpfälzer ist natürlich der Bayrische Abschnitt besonders reizvoll. Nach einem kurzen Zwischenstück in Baden-Württemberg verläuft der Main bis zur Quelle in Bayern. Und das bedeutet: Biergärten an der Strecke und touristische Infrastruktur, wie man es sich wünscht. Wer Haxe, Schäufele und Schweinsbroaten zu schätzen weiß, ist hier genau richtig. Wo immer man auch ist, nicht weit entfernt verläuft die nächste Regionalbahn und sollte man keine Unterkunft finden, so fährt man eben einen Ort weiter oder notfalls in der Nacht noch nach Hause.

Eine Unterkunft finden: welcher Typ bist du?

Es gibt je nach Risikofreude mehrere Möglichkeiten, um unterwegs eine Unterkunft zu finden. Außen vor sind die Camper mit ihrer Zeltausrüstung direkt am Sattel. Die finden immer etwas, denn es gibt genügend Campingplätze am Main. Alle anderen dürfen sich um die knappen Zimmer entlang der Strecke prügeln. Wir fahren entweder als Pärchen oder zu dritt mit einem Freund und benötigen zum Glück nur zwei Zimmer, was uns noch ziemlich viel Flexibilität bringt. Doch welche „Buchungstypen“ für Unterkünfte gibt es denn nun eigentlich? Ich meine, es gibt vor allem diese drei Sorten Radreisende:

Der Konservative Radler
Er bucht einfach schon sehr lange im Voraus. Man kann es ja leicht ausrechnen, wie viele Stopps bei x Kilometern pro Tag fällig sind und frühzeitig die Zimmer reservieren. Dumm nur, wenn einer abspringt. Oder das Wetter schlecht wird und man die Tour nicht zu Ende fährt. Oder irgendein Zipperlein dafür sorgt, dass man im Zeitplan hinterher hinkt. Unsere Tourenplanung sieht jedenfalls anders aus.

Der mittelmäßig riskante Radler
Er überlegt sich die möglichen Tagesziele im Groben und nutzt am selben oder am Vortag die modernen Möglichkeiten der Online-Buchung und sucht sich eine freie Pension aus. Schwierig wird das nur zu Hochzeiten wie Christi Himmelfahrt oder allen anderen langen Wochenenden. Ansonsten eine prima Möglichkeit, um spontan zu buchen.

Der planlose Radler
Ein Radfahrer mit Gottvertrauen: wir werden schon etwas finden! Ab hier wird es interessant, denn falls man in einer Gruppe fährt und nicht jeder zur Sorte der tiefenentspannten Radfahrer gehört, so liegt hier gehöriges Stresspotential. Spätestens ab 16 Uhr wird auch der letzte Radler leicht unruhig, wenn für die Nacht noch keine Unterkunft gefunden wurde. Natürlich könnte man immer noch das 150 Euro Zimmer über booking.com buchen. Aber wer diesen Weg geht, der sucht das Ursprüngliche: zum Beispiel die Omma mit dem Fremdenzimmer, die keiner online finden kann und die höchstens 50 Euro Cash auf die Kralle möchte! Man findet sie auf folgendem Weg: am Radweg kurz vor dem Ortseingang befinden sich meistens Infotafeln mit Adressen für Hotels und Pensionen. Die sollte man zunächst einmal abtelefonieren. Solle man merken, dass alles voll ist, unbedingt nach Tipps fragen, wo noch etwas zu finden wäre. Auf diesem Weg kann man schonmal die eigentlich längst geschlossene Pension von, sagen wir mal, Rita Müller reaktivieren. Die inseriert schon seit Jahren nicht mehr und ist ein reiner Geheimtipp.

Wer es etwas klassischer möchte, dem sei empfohlen, am Rathaus oder der Touristen-Information des jeweiligen Dorfes vorbeizuschauen. Hier gibt es oft einen Aushang mit Unterkünften, der selbst die kleinste Kaschemme nicht ausspart. Auch empfohlen sei die klassische Suche nach Webseiten im Internet: Name des Orts plus Fremdenzimmer und schon erhält man eine Liste von Websites im Stil der 90er Jahre, wo noch wirklich jede einzelne kleine Pension aufgeführt wird. In bald zehn Jahren Radfahren entlang der unterschiedlichsten Strecken haben wir auf diesem Wege noch nie die Nacht unter freiem Himmel verbringen müssen. Im Gegenteil, man taucht so tief in die lokale Kultur hinein, wie es auf anderem Wege niemals möglich wäre.

Abstecher machen oder nicht?

Radwege, die einem bestimmten Thema folgen (also z.B. einem Fluss wie dem Main oder der Weser) haben immer ein spezielles Symbol. An Wegkreuzungen führen viele Wege in die Richtung einer bestimmten Stadt, aber nur einer trägt das Logo des Themenradwegs. Dem folgen 99% aller Radfahrer und das ist auch gut so. Denn auf diese ausgeschilderte Strecke passen dann auch die Beschreibungen in den Reiseführern bezüglich Kilometeranzahl, Art des Weges und vor allem das Gefälle. Wer andere Routen nimmt, sollte sich das gut überlegen. Aus gutem Grund haben unsere Flüsse ein Flussbett an dem Ort, an dem sie heute verlaufen. Denn rundherum befinden sich sehr oft Mittelgebirge oder zumindest recht hügelige Landschaften. An der Elbe mit dem Sandsteingebirge ist das extrem. Aber auch der Rhein mit dem berühmten Rheintal oder die Mosel mit ihren Steilhängen für die sehr geschätzten Weine gehören dazu. Beim Main fällt es nicht so stark auf, aber auch hier kann man sich sportlich austoben, wenn man hin und wieder den vorgegebenen Mainradweg verlässt.

Nach meiner eigenen Erfahrung würde ich es jedoch nicht mehr machen… sehr schnell wurde die Beschilderung schlechter und ich fuhr tatsächlich zum ersten Mal einen vollständigen Kreis. Danach landete ich auf Wegen, die für Radfahrer völlig ungeeignet waren und schließlich musste ich an der „falschen“ Mainseite mein Rad noch ein paar Kilometer durch Matsch und Schotter schieben. Ein Erlebnis, dass man sich besser nur alleine zutrauen sollte. Mit Frau und vielleicht noch Kind im Schlepptau wäre dieser Abstecher buchstäblich in die Hose gegangen. Fazit: auch wenn man bei vielen Mainschleifen die Versuchung verspürt, mal eben die vermeintlich schnellste Verbindung in Form einer Abkürzung der Schleife zu nehmen, so sollte man aufpassen, worauf man sich einlässt. Auch auf dem Fahrrad gilt die alte Weisheit, dass die unbekannte Abkürzung der längste Weg sein kann.

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